×

Gemeinschaft

Pride: Lucas Krzikalla

Gerade erst ist er aus dem Urlaub auf Bali zurückgekehrt, da beginnt auch schon sein Amt als Botschafter des diesjährigen CSD in Leipzig. Nach der Landung in München und vor der Rückfahrt nach Leipzig, an einem Sonntagmorgen, findet Lucas Krzikalla sogar noch Zeit für ein Gespräch.


Wer ist Lucas Krzikalla?


Lucas, du bist dieses Jahr Botschafter des CSD in Leipzig. Wie kam es dazu?

L. Krzikalla:
Ich habe einen Brief von der Stadt Leipzig bekommen und dachte mir, das könnte wieder ein Strafzettel sein. Nur stand da als Absender nicht “Ordnungsamt”, sondern “Amt für Gleichstellung von Frau und Mann”. Darin wurde mir mitgeteilt, dass die Stadt sich freuen würde, wenn ich in diesem Jahr das Amt des Botschafters übernähme. Ich fand das super, musste aber erstmal überlegen, ob sich das mit meinem Training vereinbaren lässt. Am Ende aber hat dann alles gut gepasst.

Der Handballer Lucas Krzikalla spielt Rechtsaußen beim Leipziger Bundesliga-Verein SC DHfK. | Foto: SC DHfK Leipzig/Klaus Trotter

Hast du mit deinem Coming-Out einen Aktivismus in dir entdeckt, den du erst jetzt richtig auslebst?

L. Krzikalla:
Ja, ich denke schon. Der Sport hat mich früher immer etwas gehemmt, mich frei zu äußern und mich unter anderem daran gehindert, an solchen Aktionen wie dem CSD teilzunehmen. Da das jetzt kein Thema mehr für mich ist und ich für mein Coming-Out sehr viel Zustimmung erhalten habe, ist es mir ein Bedürfnis, mich auf dem CSD zu zeigen, einfach da zu sein. Ich selbst habe Vorbilder damals vermisst. Weil es mein erster CSD sein wird, freue ich mich umso mehr darauf.

Seit deinem Coming-Out in der Öffentlichkeit vergangenes Jahr im Oktober bist du sehr präsent. Wie empfindest du die starke mediale Aufmerksamkeit?

L. Krzikalla:
Das ist immer ein Balanceakt. Ich möchte, dass Schwulsein im Profisport zur Normalität wird. Es ist mein großes Ziel, dass man sich keine Gedanken mehr über die persönliche sexuelle Orientierung machen muss. Die Interviews und Anfragen, die ich bekomme, sind eine Möglichkeit, diese Botschaft kundzutun. Und das ist etwas Schönes. Natürlich möchte ich auch immer noch als Handballer gesehen werden. Wenn jetzt das Training wieder losgeht, wird der Fokus weiterhin auf dem Sport liegen. In Trainingsphasen könnte ich mir keine Pride-Woche erlauben, weil es zu viel werden würde.

Lucas Krzikalla möchte das Vorbild sein, das er selbst nie hatte. | Foto: privat

Meinst du, dass der Spitzensport weniger tolerant ist als der Breitensport, was das Thema Homosexualität angeht?

L. Krzikalla:
Natürlich ist der Druck im Spitzensport größer als im Breitensport. Man verdient schließlich sein Geld damit. Jeder möchte den Beruf weiter ausüben und niemandem eine Angriffsfläche geben. Früher wurde daraus oft eine Schwäche abgeleitet. Natürlich ist es keine Schwäche. Es geht um den Sport und dass du dort deine Ziele verfolgst. Ich würde aber auch selbst im Spitzensport unterscheiden: Obwohl zum Beispiel der Körperkontakt nicht so stark ist wie im Handball, sind die Vorurteile im Fußball stärker. Fußball nimmt einen viel größeren Raum in der Gesellschaft ein als Handball. Wenn du dich dort während der aktiven Karriere outest, wie gerade erst Jakub Jankto vom Verein Sparta Prag, liest man ganz andere Kommentare als auf meinen Social-Media-Kanälen. Das ist nochmal eine andere Hausnummer als in anderen Sportarten – leider.

Glaubst du, dass ein Coming-out im Spitzensport irgendwann nicht mehr notwendig sein wird?

L. Krzikalla:
Ja, das glaube ich. Man kann es schon im Frauenfußball oder generell im Frauensport sehen, dass ein Coming-out nicht mehr nötig ist. Die Spielerinnen sind diesen Weg schon früher gegangen. Dort gab es auch schon früher Vorbilder. Deswegen bedarf es immer wieder Vorbilder, die den Schritt in die Öffentlichkeit wagen, damit es Normalität wird, sich als queere Person zu outen. Aber der Weg ist lang und ich finde, dass, um etwas zu ändern, die Aufmerksamkeit immer wieder auf das Thema gelenkt werden muss – auch von Seiten der Vereine und der Liga.

Quellen