Kann KI individuelle Förderung verbessern – und was bedeutet das für Lehrkräfte?





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Tomohiro Nagashima und seine Arbeitsgruppe arbeiten in ihrer Forschung eng mit deutschen Schülerinnen und Lehrkräften zusammen, um KI-gestützte Lernsysteme im Schulalltag zu untersuchen. Dieses Forschungsfeld ist äußerst dynamisch und komplex, da Entscheidungen über das Lernen und Lehren nicht nur von den Schüler*innen und Lehrkräften, sondern auch von der KI selbst getroffen werden.
In einer kürzlich durchgeführten Studie befragte das Forschungsteam über 30 Lehrkräfte und Schüler*innen zu ihrem Verständnis von KI im Klassenzimmer und dazu, wie sie sich deren Integration in den Schulalltag vorstellen. Zum Einsatz kamen dabei sogenannte Storyboards, als Comics gestaltete Nutzungsszenarien von KI im Unterricht. Ein besonderer Fokus lag auf den gemeinsamen und unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten.
Eine zentrale Erkenntnis war, dass Schüler*innen besonders großen Wert auf ihre eigenen Entscheidungsmöglichkeiten legen – unabhängig davon, wie diese andere beeinflussen. Ein sensibles Thema war insbesondere der Umgang mit ihren Leistungsdaten und Handlungen im Tutoring-System. Den Schüler*innen war es sehr wichtig, dass ihre Daten vertraulich behandelt und nicht weitergegeben werden.
Lehrkräften hingegen ist es vor allem wichtig, dass sich alle Schüler*innen im Umgang mit der KI sicher und wohl fühlen. In einem beispielhaften Szenario wurde ihnen ein Dashboard gezeigt, das den individuellen Lernfortschritt der Schüler*innen visualisiert. Dabei erhielten sie Hinweise, wenn einzelne Schüler*innen vermehrt Fehler machten, um gezielt Unterstützung anbieten zu können. Einige Lehrkräfte empfanden dieses Tool jedoch als wenig hilfreich und bevorzugten es, wie gewohnt durch die Klasse zu gehen, um so zu vermeiden, dass einzelne Schüler*innen bloßgestellt werden und ein unangenehmes Klassenklima entsteht. Die Informationen der KI werden von ihnen eher als Ergänzung zur gewohnten pädagogischen Praxis genutzt.
Solche Studien sind besonders hilfreich, um KI-Systeme an das tatsächliche Verhalten und die Bedürfnisse von Lehrkräften und Schüler*innen anzupassen, ohne ihre Handlungen vorschnell vorherzusagen. Es ist entscheidend, dass diese Systeme auf einem tiefgehenden Verständnis der menschlichen Wahrnehmung, Bedürfnisse und Reaktionen auf KI sowie deren Empfehlungen basieren.
Wir bedanken uns bei Philipp Neuweiler für die Unterstützung bei der Tonaufnahme und dem Schnitt, sowie Marlene Wessels und Anna Müller für Feedback bei der Erstellung des Podcast-Scripts.