Text von
Sonja Hößl
Geschichte so vermitteln, dass alle Leute sie verstehen – nicht nur fachkundige Kolleginnen und Kollegen. Dieses Ziel hat sich der luxemburgische Historiker und ehemalige Fußballer Denis Scuto gesetzt. Er lehrt „Public History” und ist Vizedirektor am „Institut für zeitgenössische und digitale Geschichte” (C2DH) der Universität Luxemburg in Esch-sur-Alzette. Für Scuto ist Geschichte mehr als nur Vergangenheit. Sein Kollege Andreas Fickers, Direktor des C2DH, beschreibt Scuto als „first in command”, was Zeitgeschichte in Luxemburg anbelangt. Scutos Interesse für geschichtliche Ereignisse begann in seiner Kindheit mit griechischen Sagen. Heute prägt Scuto seit fast 30 Jahren den historischen Diskurs des Landes.
Er will seine Faszination für geschichtliche Ereignisse weitergeben. „Es ist die Idee, den Leuten die Geschichte wiederzugeben – zum Teil gehört sie ihnen ja”, sagt Scuto über sein Fachgebiet, die Migrations- und Arbeitergeschichte. Damit spielt er auch auf seine persönliche Biografie an: Scuto wurde am 13. November 1964 in Esch als Sohn einer Luxemburgerin und eines Sizilianers geboren. Sein Vater arbeitete im Hüttenwerk Belval. Studiert hat der Historiker am Centre universitaire de Luxembourg und an der Université Libre de Bruxelles. Vor seinem Lehrauftrag an der Universität arbeitete er als Lehrer am technischen Gymnasium Esch.
Ein wichtiger Charakter für Scuto war sein luxemburgischer Großvater Jean-Pierre Hoscheid. Er hat ihn als Mensch, als Historiker, aber auch als Fußballer geprägt. Hoscheid war Arbeiter in Esch – und Fußballer. Hoscheid spielte für den Fußballverein Jeunesse Esch und war Trainer der Nationalmannschaft von Luxemburg. Ebenfalls bei Jeunesse Esch spielte Scuto von 1981 bis 2002 und zeitweise auch für die Nationalmannschaft – parallel zu Studium und Arbeit. Verein wechseln? Kam nie in Frage: „Ich war nicht nur Spieler, sondern bin auch Fan von Esch.” Seit dem Ende der Fußballerkarriere konzentriert er sich auf Geschichtliches –
„Fußball geht nicht mehr – Knie und Rücken”, sagt er und lacht. „Leider, das war die schönste Zeit.”
Sportlichen Ausgleich schafft er nun durch Radsport. Und findet auch darüber einen Zugang zu seiner Leidenschaft Geschichte. Einmal im Monat fährt er mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom C2DH mit dem Mountainbike historisch relevante Orte rund um Esch an. Als „public intellectual“ erklärt er in zwei Kolumnen im Radio bei „100,7” und der Zeitung „Luxemburger Tageblatt” geschichtlich relevante Themen. Auch ohne Fußball bleibt Scuto ein Tausendsassa.