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Kultur

Luxemburgs dunkle Vergangenheit

Die schockierende Kolonialgeschichte des kleinsten Nachbarlands Deutschlands.


Fotos, die so grausam sind, dass sie hinter Klappen versteckt werden müssen. Abgehackte Hände und Füße, schwarze Menschen die ausgepeitscht werden. Daneben weiße Menschen, selig in die Kamera guckend. Diese verstörenden Fotos aus der Zeit des Kolonialismus hängen aktuell in einer Sonderausstellung des Nationalen Museums für Geschichte und Kunst in Luxemburg. Die Ausstellung „Le passê colonial du Luxembourg“ beleuchtet zum ersten Mal die Zeit, in der auch Menschen aus Luxemburg in die ehemalige Kolonie Belgisch-Kongo kamen.

Meist verbindet man die Kolonialzeit mit englischen, portugiesischen oder deutschen Besatzerinnen und Besatzern, die auf den afrikanischen Kontinent zogen, um vorgeblich Zivilisation und Fortschritt zu bringen. Luxemburg spielt in der internationalen Wahrnehmung des Themas Kolonialismus eigentlich keine Rolle. Denn das Land war selbst keine Kolonialmacht, aber definitiv ein Profiteur des Kolonialsystems. Denn über das Nachbarland Belgien beteiligten sich auch Luxemburgerinnen und Luxemburger an der Ausbeutung des damalig belgischen Kolonialgebiets Kongo.

Ein zweifelhafter Nationalheld

Einer von ihnen war Nicolas Grang. Der Luxemburger diente in der belgischen Armee als Offizier und kam 1882 als Teil einer Entdeckungsmission in den heutigen Kongo. Später leitete er Attacken auf kongolesische Dörfer an, die sich gegen die belgische Besatzungsmacht stellten. Er machte sich schnell einen Namen als rücksichtsloser Eroberer. Nur ein Jahr nach seiner Ankunft starb er an einer Erkältungskrankheit. Lange wurde Grang als luxemburgischer Nationalheld gefeiert, eine nach ihm benannte Straße in der luxemburgischen Stadt Buschrodt wurde erst im Jahr 2020 umbenannt. Die Begründung der Bürgermeisterin Christiane Thommes-Bach: „Eine Person wie Grang verdient heutzutage nicht mehr, dass eine Straße nach ihm benannt ist“. Was nach außen hin als Mission für Zivilisierung und Fortschritt dargestellt wurde, hatte aber sowohl offensichtlich rassistische als auch wirtschaftliche Hintergründe.

Die Ausstellung zeigt eindrückliche Impressionen aus einer Zeit, die nicht so lange zurückliegt, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Erst im Jahr 1960 wurde der Kongo politisch unabhängig von Belgien. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Zeit dürften allerdings noch heute zu spüren sein.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung läuft noch bis zum 6. November 2022. Der Eintritt für Studierende und Personen unter 25 ist frei, der reguläre Eintrittspreis beträgt 7 Euro.