Text von
Marius von Stumm
D er Raum im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean wirkt wie ein kleines Klassenzimmer. Als der Autor am vordersten der drei sechseckigen Tische Platz nimmt, fragt er sich immer noch, was er hier eigentlich zu suchen hat. Ein Workshop für Rap und Poetry auf Französisch. Ob das Schulfranzösisch von vor sieben Jahren da noch ausreicht?
Für die beiden jungen Männer, die mit im Raum sind, ist das kein Problem. „Es geht vor allem darum, sich mit dem Rappen persönlich auszudrücken.“
Bei den Männern handelt sich um Lobo EL und Cotchei, die Leiter des zweistündigen Workshops. Die beiden 28-Jährigen kommen aus Nancy in Frankreich und sind schon seit zehn Jahren zusammen unterwegs. Sie rappen, reimen und geben Workshops, um anderen Menschen ihre Kunst näherzubringen. Genau solche Menschen sind die Schüler:innen, die in diesem Moment den Raum betreten. Die 16- bis 18-Jährigen wirken nervös. Auch sie scheinen nicht so richtig zu wissen, was sie erwartet.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde geht es los. Die beiden Rapper zeigen erstmal, was sie können: Sie erfragen von allen ein Wort, aus dem sie Reime zaubern. Die geben sie zu den Klängen ihrer kleinen Musikbox zum Besten. Anschließend sind der Autor und die anderen zwölf Teilnehmer:innen selbst an der Reihe. Es geht um einfache Reimübungen. Ziel ist es, in Gruppenarbeit möglichst viele Reime auf die Endung „ay“ zu finden. Die Sprache sei dabei egal, meinen die beiden Leiter. Die Gruppen legen sogleich los: „jedi“, „fly“, „sky“... „Spiegelei“, wirft der Autor ein.
Wenn man die Sprachen schon mischen darf, warum denn dann nicht auch machen?
Schließlich geht es weiter zu den Ausstellungsräumen des Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean. Ziel ist eine Bildergalerie der britischen Malerin Lynette Yiadom-Boakye. Die Aufgabe: Sich von einem der knapp 70 ausgestellten Werke zu einem Text inspirieren zu lassen. Ob Rap oder Poetry, egal.
Es dauert eine Weile, bis der Autor ein Bild gefunden hat, das die nötige Inspiration liefert. Der Beginn gestaltet sich ein wenig schleppend, vor allem die Sprache stellt ein Problem da. Sieben Jahre kein Französisch sind eben doch eine lange Zeit.
Dennoch steht nach knapp 30 Minuten ein Text, mit dem der Autor eigentlich ganz zufrieden ist. Er ist bereit für die Performance:
Der Originaltext, den der Autor schrieb.
C‘est un truc bizzare rimer dans une langue que je ne parle pas.
Mais pas de problème je donne le meilleure de moi-même.
Il y a une image qui m‘a fait réfléchir.
C’est une femme avec des lunettes, que est-ce qu‘ elle veut chercher.
C'est la question que je me pose mais je ne trouve pas la réponse.
Peut-être qu‘ elle regarde au loin pour trouver ce qui lui manque.
Maintenant je n‘ai plus des mots français alors je continue mais pas en anglais.
L‘allemand est la langue avec laquelle je peux m'exprimer, alors a tous juste écoutez.
Jetzt kann ich sagen, was mich bewegt, wenn mein Blick über die Farben dieser Leinwand schwebt.
The Woman That watches das ist der Titel, er sagt uns nicht alles
Die Intention, die es vermittelt, ja, das ist das Spannende.
Was mag sie denken, was mag sie fühlen, ich kann es nicht sagen.
Ist es leiden, lachen, weinen? Was sollen diese Fragen?
Jetzt brummt mir der Schädel, ist es so wichtig? Die Gedanken sie fliegen und schweben zu Themen, die mich beschäftigen.
Und am Ende bleibt eines, genau jetzt und hier da bin ich richtig.
Et pour finir, un peu de publicité.
Dans notre Magazin il s’appelle Polylux on écrit sur l' Allemagne, la France et Belgique.
Mais attends attend ce n’est pas tout, la partie principale est Luxembourg.
Et a la fin, merci a tous.
Eine Erfahrung, die mal wieder zeigt, dass es nicht die gleiche Sprache braucht, um sich zu verständigen. Die Kunst spricht für sich, auch wenn es sich dabei um die Sprache selbst handelt. Mit einer großen Rap-Karriere wird es vermutlich dennoch nichts.